Mach dich mal locker

Während meiner Vaginismus-Reise bekam ich viele gut gemeinte, aber nutzlose Ratschläge: „Mach dich locker“, Magnesium, ein Glas Sekt. Verständnis? Fehlanzeige. Niemand fragte nach, niemand nahm mich ernst. Dabei hätte Empathie mehr geholfen als all diese vermeintlichen guten Tipps.

Mach dich mal locker
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Ratschläge die keiner braucht, oder? In diesem Beitrag möchte ich einmal kurz die Reihe von Fehlinterpretationen und schlechten Ratschlägen mit euch teilen, die ich während meiner Reise mit Vaginismus gehört habe.

Freundinnen reagierten auf meine Erzählung, dass ich Probleme hatte Tampons einzuführen mit: Du verkrampfst dich, mach dich mal locker.

Meine Gynäkologin verschrieb mir, bis die Diagnose Vaginismus feststand, Magnesium zur Entspannung der Muskulatur und erklärte mir, dass das mit dem Penis und der Vagina ja gar nicht so einfach sein... Sie wissen schon, der Winkel, die Biegung die die Vagina mache, etc.

Meine Mutter meinte, der Zahnarztbesuch sei für sie wesentlich unangenehmer, als der beim Gynäkologen. Wenn ich ihr gegenüber andeutete, dass das bei mir nicht der Fall sei, ich regelrecht Angst vor den Terminen beim Arzt hatte, keine Nachfrage. Sind wir wirklich so prüde in Deutschland, dass man mit der eigenen Tochter nicht über Schmerzen im Intimbereich spricht? Oder war es einfach nur Hilflosigkeit?

Und unangefochten an der Spitze sind natürlich die Ratschläge aus allen Ecken, aber tatsächlich auch von Ärzten, einfach ein Glas Sekt oder Wein zu trinken. - Ja, klar darauf folgte natürlich die Spontanheilung.

Ich weiß, dass diese Ratschläge meistens gut gemeint waren, aber was mir schon immer sehr gefehlt hat: Die wenigsten haben versucht sich in meine Situation einzufühlen oder mir Nachfragen gestellt, um meine Situation besser zu verstehen. Dabei hätte es mir schon sehr geholfen, wenn ich ernst genommen worden wäre und meine Probleme als Krankheit erkannt worden wären. So, hatte ich selbst keine Ausdrucksfähigkeit. Ich konnte meine Lage gar nicht richtig erklären und selbst als krank erkennen.