Die Sex-Frustrations-Schleife
Meine frühen Erfahrungen mit penetrativem Sex waren von falschen Erwartungen und Schmerzen geprägt. Statt Erfüllung erlebte ich Frustration, Scham und innere Verschlossenheit. Erst durch das offene Hinterfragen mit meinem Partner fand ich einen Weg aus der Sex-Frustrations-Schleife.
Ich erinnere mich ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau an mein erstes Mal penetrativen Sex. Ich glaube, da überlappe mehrere Versuche in meiner Erinnerung, die immer ähnlich abliefen. Aber beginnen wir erst einmal mit den Basics: Ich hatte ja keine Erfahrung und war aus irgendeinem Grund der festen Überzeugung, dass man erst Sex hatte, wenn es penetrativer Sex war. Oh man, es fällt mir wirklich schwer, das aufzuschreiben und mit meiner heutigen Sicht in Einklang zu bringen. Wie unbedarft ich war!
Außerdem hatte ich eine richtig absurde Erwartung: Ich war ja ebenfalls der festen Überzeugung, dass das erste Mal penetrativer Sex schmerzhaft sein musste. Aber! Aber ich dachte, wenn ich das „hinter mir habe“, sind vielleicht all meine Probleme verschwunden. Warum ich das dachte? Weil ich dachte das Jungfernhäutchen könnte schuld sein. Oder da unten müsste erst noch eine „Dehnung“ passieren. Und dann wäre alles gut. Warum hab ich mich nicht einmal vorher informiert? Ich kanns mir nicht beantworten, das passt so gar nicht zu mir. Aber irgendwie war das so eine Art Tabu und ich hab das nicht gemacht. Sehr blöd, muss ich sagen.
Also wo hatten wir angefangen? Ach ja, es lief eigentlich immer bzw. öfter gleich ab: Wir knutschten rum, besorgten ein Kondom und ich verwandelte mich in ein Brett und ließ den Rest über mich ergehen. Ich schäme mich das zu schreiben, aber ich dachte, das soll so. Was ich da über mich ergehen ließ war einfach unangenehm, brennend und schmerzhaft und ja: Martin hat sich natürlich erkundigt, ob alles in Ordnung sei. Aber was sollte ich antworten: Ich dachte ja, das muss so und wenn ich das hinter mir habe, ist alles gut. Außerdem wusste ich zu dem Zeitpunkt auch so gar nicht, wie ich mit ihm über all das Reden sollte. Wie spricht man über Sex? Martin dachte sich auch, dass es am Anfang ja auch ein Gewöhnungsprozess für mich ist und es sein kann, dass das nach den ersten Versuchen, besser wird. Aber das wurde es nicht.
Das Fazit war: Ich hatte Schmerzen, es hat keinem von uns gefallen und ich war noch frustrierter als zuvor. Wenn Sex meine Probleme nicht löste, was dann? Ich fühlte mich psychisch und physisch total verschlossen und schämte mich. Eine riesige Frustration überrollte mich, ich konnte Martin nicht in die Augen schauen. Aber er tat das einzig richtige: Er verlangte von mir, mich aus meinem Frustrations-Erdloch heraus zu begeben. Es helfe doch niemandem weiter, wenn ich jetzt nur noch schwarz denken würde und mich selbst bemitleide. Nein, eine Lösung musste her. Wir mussten herausfinden: Was passierte da eigentlich mit mir?